Gerd Frank: DAS MONSTER VON IRKUTSK – Der Fall Wassili Kulik (1984-1986)

Wassili Kulik wurde am 17. Januar 1956 im sibirischen Irkutsk geboren. Sein Vater war promovierter Biologe und Schriftsteller, die Mutter Schulleiterin. Ein paar Jahre nach dem Abschluß seines Studiums arbeitete er am Notfallkrankenhaus Irkutsk als Mediziner. Kulik heiratete und wurde Vater dreier Söhne.
Als Kuliks Vater unerwartet starb, trug sich der frühreife Sohn mit Selbstmordgedanken und mußte zeitweilig psychologisch behandelt werden.
Im Jahr 1980, damals war Kulik 24 Jahre alt, verfaßte er – möglicherweise durch Vladimir Nabokows umstrittenes Buch „Lolita“ beeinflußt – einen Roman, in dem die Hauptperson eine Beziehung zu einem neunjährigen Mädchen aufnahm, allein zu dem Zweck, mit dem Kind Sex zu haben. (…)
Die sexuellen Triebe, denen gegenüber er sich immer mehr ausgesetzt sah und die er im Laufe der Zeit immer weniger beherrschen konnte, ließen ihn zum Sexualverbrecher und schließlich sogar zum Mörder werden. Zunächst galt sein verstärktes Interesse verheirateten Frauen. Da ihn die Frauen jedoch immer öfter enttäuschten, fühlte er sich in seinen Gefühlen zunehmend verletzt und entwickelte Haß- und Rachegefühle gegenüber dem weiblichen Geschlecht.
1984 – mit 28 Jahren – beging er den ersten Mord, mindestens zwölf weitere Morde sollten folgen. Auf der Straße war ihm eines Nachts eine ältere Frau begegnet, die er kurzerhand mit einer Doppeldosis Drogen außer Gefecht setzte. Erst vergewaltigte er sie, dann erdrosselte er sie mitleidlos. Sein zweites Opfer war ein achtjähriges kleines Mädchen, das sich zunächst mit aller Kraft dem Unhold gegenüber zur Wehr setzte, letztendlich jedoch keinerlei Chance gegen ihn hatte. Kurze Zeit später mußte eine 53jährige Frau dran glauben, die er mit einem Revolver und einem Küchenmesser umbrachte.
Die weiteren Opfer waren sechs Mädchen und Jungen und sieben ältere Frauen – die älteste war zum Zeitpunkt der Tat bereits 75 Jahre alt. Ganz besonders negativ vermerkt wurde aber die Tatsache, daß das der verbrecherische Familienvater nicht einmal vor der Ermordung eines nur sieben Monate alten Babys sowie eines zweijährigen Kindes zurückschreckte.
Ausgerechnet an seinem Geburtstag, am 17. Januar 1986 – Wassili Kulik war inzwischen 30 Jahre alt –, wurde der Verdächtige festgenommen und mit diesen Serienmorden konfrontiert. Nach schwierigen Vernehmungen wurde am 11. August 1988 das Urteil gesprochen.
Es lautete auf Hinrichtung durch ein Erschießungskommando wegen 13fachen Mordes. Die Exekution von Wassili Kulik, dem „Monster von Irkutsk“, erfolgte an einem unbekanten Tag des Jahres 1989.

Gekürzter Text. Der Beitrag findet sich vollständig in TOTMACHER 3 (Erscheinungstermin Februar 2015 im Verlag Kirchschlager).