Gerd Frank: DER BLAUBART VON ILLINOIS – Der Fall Johann Otto Hoch (1890–1905)

Zwischen den Jahren 1890 und 1905 ermordete der deutschstämmige Johann Otto Hoch in den USA mindestens 15 seiner zahlreichen Ehefrauen, indem er sie mit Arsen vergiftete. Wie viele Morde er indes tatsächlich begangen hat, ist genauso ungeklärt wie die exakte Anzahl seiner Ehen. Man geht davon aus, daß es zwischen 24 und 50 gewesen sein dürften. Johann_Otto_Hoch
Der später von der Presse als „Blaubartmörder“ bezeichnete Frauenmörder war 1862 als Johann Schmidt im rheinischen Horrweiler geboren worden. Er wanderte bereits als junger Mann in die Vereinigten Staaten aus, wo er als routinierter Heiratsschwindler von Küste zu Küste reiste. Auf seiner permanenten Suche nach heiratswilligen, reichen Witwen gab er zahlreiche Heiratsanzeigen in Zeitungen auf. Hatte ihm eine Frau das Jawort gegeben, so vergiftete er sie und machte sich mit ihren Ersparnissen aus dem Staub.
Daß er unverhältnismäßig lange auf freiem Fuß lebte, lag vor allem daran, daß er nach den Morden die Namen seiner Ehefrauen angenommen hatte. Als sein Bild eines Tages in einer Zeitung abgedruckt wurde, glaubte ihn ein Reverend aus Wheeling im Staate West Virginia zu erkennen. (…) Als man nun Nachforschungen anstellte, fiel auf Hoch der Verdacht, ein Mörder zu sein…
Die Beweise reichten aber noch nicht aus, um Anklage wegen Mordes erheben zu können. Wegen des nachgewiesenen Versicherungsbetruges wurde Hoch jedoch zu einem Jahr Haft verurteilt, die er im Cook County-Gefängnis absaß. Sofort nach seiner Entlassung setzte er seine blutige Brautschau fort. So heiratete er im Dezember 1904 in Chicago Marie Walcker; bereits wenige Wochen später war sie tot.
Daraufhin machte er seiner Schwägerin Amelia einen Antrag und heiratete auch sie. Diesmal begnügte er sich damit, die Frau um einen ansehnlichen Geldbetrag zu erleichtern. Weil die Betrogene nun mißtrauisch wurde, wandte sie sich an die Polizei und erwirkte, daß eine Exhumierung von Marie Walcker eingeleitet wurde. (…)
Schon kurz danach erschienen Bilder des lang gesuchten Gattenmörders in den größeren Tageszeitungen. Nun meldete sich Catherine Kimmerle, eine Pensionsbesitzerin aus New York, bei der Polizei und gab an, daß der Gesuchte als „Heinrich Bartels“ bei ihr zur Untermiete wohne und auch ihr schon kurz nach dem Kennenlernen einen Heiratsantrag gemacht habe.
Im Zimmer des Johann Hoch fanden die Polizisten zahlreiche Eheringe, aus denen die jeweiligen Gravuren herausgeschabt worden waren, außerdem 58 Gramm Arsen in einem Füllfederhalter. Hoch behauptete, das Gift sei für seinen Selbstmord bestimmt gewesen.
Im Jahr 1905 wurde Hoch verhaftet und nach Chicago überstellt, wo er wegen des Mordes an Marie Walcker angeklagt wurde. (…)
Die Beweise gegen Hoch waren letztendlich erdrückend, und so erfolgte im Mai 1905 der Schuldspruch. Johann Hoch, der doch eigentlich Schmidt hieß, wurde zum Tode verurteilt und am 23. Februar 1906 hingerichtet. Leseprobe aus: Gerd Franks Totmacher 5.