Gerd Frank: DER METZGER VON JILIN – Der Fall Shi Yue-jun (2006)

 Shi Yue-jun wurde am 5. März 19711 in Liuhe im Nordosten Chinas geboren, wo er nach seiner Berufsausbildung als Metzger arbeitete. Shi war verheiratet und seine Frau sagte von ihm später, daß er stets ein sehr verschlossener Mensch gewesen sei, der keinerlei Kontakte pflege. Dies bedeutete, daß er alle Probleme und Konflikte, die sich in seinem Leben ergaben, durch Abkapselung und Grübelei zu bewältigen suchte, was ihm aber offensichtlich nur in den seltensten Fällen gelang.

Zwei Monate, bevor er seine Mordserie begann, hatte er noch in Tonghua einen Psychiater aufgesucht…

Aber als Shi etwa 36 Jahre alt war, brach er auf einmal zu einem ganz entsetzlichen Amoklauf auf. Alles begann am 24. September 2006. Am Morgen dieses Tages fuhr er zunächst nach Ermi im Bezirk Tonghua, wo er zunächst zwei Personen tötete. (…)

Ohne zur Besinnung zu kommen, fuhr Shi dann nach Liunan im Bezirk Liuhe, wo er einen Ladenbesitzer tötete, der sich einmal geweigert hatte, ihm Fleisch zu verkaufen. Auch die Frau dieses Mannes wollte er umbringen, doch sie überlebte die Attacke.

Das nächste Opfer war ein Mann, der Shi nach seiner Ansicht einen zu niedrigen Lohn gezahlt hatte. Kurz darauf tötete er in Sanyuanpu einen Geschäftsmann, der gleichzeitig Supervisor der Städtischen Schlachterei war, sowie dessen Frau. Auch hier handelte es sich um einen Racheakt.

Als er danach flüchtete, wurde eine Großfahndung nach ihm eingeleitet. Shi war schnell als Täter identifiziert worden. (…)

Dennoch schlug Shi nur drei Tage später erneut zu. Er ermordete ein recht einsam auf einem Berg lebendes Ehepaar und floh wieder, als etwa 2.000 Polizisten den Tatort sorgfältig untersuchten. (…) Doch noch immer war der schreckliche Amoklauf nicht zu Ende.

Obwohl mittlerweile von 2.000 Polizisten und etwa 12.000 (!) Privatleuten sowie Milizsoldaten gejagt, tötete Shi noch drei weitere Menschen, mindestens vier verwundete er.

Am Morgen des 29. September 2006 konnte der „Metzger von Jilin“, wie man ihn inzwischen nannte, in einem ausgedehnten Maisfeld endlich gefangen genommen werden.

Shi Yue-jun wurde am 25. November 2006 als voll zurechnungsfähig eingestuft und wegen zwölffachen Mordes zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 20. Dezember 2006 vollstreckt.

Der vollständige Beitrag findet sich in dem Band TOTMACHER 4 abgedruckt.