Gerd Frank: DER WOLF VON MOSKAU – Der Fall Wassili Komarow (1921-1923)

Wassili Komarow wurde in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts geboren. Beide Eltern waren der Trunksucht verfallen und mißbrauchten ihn und seine fünf Brüder.
Bereits in jungen Jahren trat Komarow in die russische Armee ein, bei der er vier Jahre diente. Etwa mit 40 Jahren wurde er erstmals straffällig. Auch Anzeigen wegen Mißhandlung seiner zweiten Ehefrau und der beiden Kinder häuften sich.
Schließlich wurde Komarow Pferdehändler. Leute auf dem Markt, wo er für gewöhnlich seine Pferde verkaufte, gaben an, beobachtet zu haben, daß er des öfteren – insbesondere mittwochs oder freitags – auch ohne Pferde erschien, jedoch mit irgendwelchen Kunden nach Hause gegangen sei. Diese Personen habe man fortan nie wieder zu Gesicht bekommen.
Im Jahr 1921 unternahm die Miliz1 bei ihm eine umfangreiche Hausdurchsuchung, weil vermutet wurde, daß Komarow illegal mit Alkohol handle. Dabei entdeckte man ein Mordopfer unter einem größeren Heuhaufen.
Während langwieriger Verhöre gab Komarow zu, insgesamt 33 Männer und Frauen ermordet zu haben. Das Motiv für die Morde des „Wolfes von Moskau“ dürfte Habgier gewesen sein.
Komarows Vorgehen war stets das gleiche gewesen. Er lockte potentielle Opfer, also die, die nach Geld aussahen, zu sich nach Hause, bot ihnen Alkohol an und lotste sie dann in den Stall, wo er sie mit wuchtigen Hammerschlägen erschlug oder mit einem Seil erwürgte. Dann steckte er die Leichen in Leinwandsäcke und versteckte sie einfach unter Abfällen.
Die Miliz hielt es für ausgeschlossen, daß Komarows Frau Sofia von all dem Treiben in dem Stall gleich neben dem Haus nichts mitbekommen haben sollte, und hielt sie deshalb für mitschuldig, zumal Komarow selbst später zugab, daß sie ihm gelegentlich zur Hand gegenagen war.
Schließlich wurde über die beiden Komarows die Todesstrafe verhängt. Die Todesurteile wurden am 18. Juni 1923 von einem Erschießungskommando vollstreckt.

Gekürzter Text. Der Beitrag findet sich vollständig in TOTMACHER 3 (Erscheinungstermin Februar 2015 im Verlag Kirchschlager).