Neuerscheinung: Serienmörder des Dritten Reiches von Wolfgang Krüger

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Hardcover, 270 Seiten, zahlreiche s/w Abbildungen, Preis: 18,95 Euro.

Nach umfangreichen Recherchen legt Wolfgang Krüger einen weiteren Band zu Kriminalfällen aus der Zeit des Dritten Reiches vor. Diesmal begibt sich der Celler Kriminalhistoriker auf die Spur unheimlicher Serienmörder. Als „Serienmörder“ werden in der Regel diejenigen Mörder bezeichnet, die ihre Verbrechen in zeitlichem Abstand voneinander begehen. Die Zeitabstände können Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre betragen. Ebenso können die Motive für die Taten ganz unterschiedlicher Natur sein. Häufig jedoch handeln Serienmörder aus sexuellen Motiven, es handelt sich hier um reine Triebtäter, die bei Begehung ihrer Morde in einen wahren Rausch verfallen können. Wenn dann die Opfer auch noch Kinder sind, dann hat der Serienmörder die unterste Stufe erreicht. Die abscheulichen Verbrechen eines solchen Mannes werden in diesem Buch geschildert.
Gewinnsucht kann gleichfalls zu Serienmorden führen, beispielsweise um das Opfer zu berauben oder sich in den Besitz einer Lebensversicherungssumme zu setzen. Auch die Zahl der Opfer weicht voneinander stark ab, doch spricht man in der Regel erst dann von einem Serienmörder, wenn dieser mindestens zwei Menschen getötet hat. Es ist zwar immer von „Serienmördern“ in der männlichen Form die Rede, aber auch serienmordende Frauen hat es gegeben. Die europäische und US-amerikanische Kriminalgeschichte weist eine nicht geringe Zahl dieser „weiblichen Ungeheuer“ auf. Ihre Waffe aber war, in der Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert, fast ausschließlich heimtückisch beigebrachtes Gift.
Es ist keineswegs die Absicht dieses Buches, auf die psychologischen Aspekte von Serienmördern einzugehen. Vielmehr sollen die Aufklärung der Verbrechen sowie ihre Aufarbeitung vor Gericht, so wie sie in den zeitgenössischen Tageszeitungen und in überkommenen Akten ihren Niederschlag fanden, dargestellt werden. Auch im Dritten Reich werden, zumindest bis zum Kriegsbeginn, Serienmorde und ihre Aufdeckung und Aburteilung den sensationslüsternen Lesern eine willkommene Abwechslung dargeboten haben.
Sogar in der vermeintlich fast lückenlos überwachten Diktatur des Dritten Reiches konnten Serienmörder ihr Unwesen treiben. Sie ließen sich auch durch die Androhung und konsequente Vollstreckung der Todesstrafe nicht von ihren Taten abschrecken. Drei wurden bereits im ersten Band der „Kriminalchronik des Dritten Reiches“ vorgestellt.1 Für das vorliegende Buch wurden von Wolfgang Krüger weitere Serienmörder aufgenommen, die, mit Ausnahme von Ogorzow und Eichhorn, deren Untaten literarisch verwertet wurden, heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind.
Da findet sich beispielsweise die Dortmunder „Raubmord-GmbH“, die eine scheußliche Serie von Raubmorden im westfälischen Industriegebiet zu verantworten hatte. Obwohl sie zwei dieser Morde in den letzten Monaten der Weimarer Republik beging, erfolgten doch der letzte Raubmord, die abschließenden Ermittlungen sowie der Prozeß erst nach der Machtergreifung von 1933, fallen also bereits in die Zeit des Dritten Reiches. Aus diesem Grunde wurden sie in diesem Buch mit aufgenommen.
Sogar das Randgebiet des malerischen Schwarzwaldes, bereits in den dreißiger Jahren Ziel zahlreicher Touristen, war Schauplatz einer Serie von unheimlichen Morden. Der Täter konnte erst nach einer mehrere Tage dauernden Menschenjagd gefaßt und seiner Bestrafung zugeführt werden.
Die erschütterndste in diesem Buch geschilderte Mordserie aber hatte ein Melker zu verantworten, der im „Sieges-Sommer“ 1940 die Mark Brandenburg, Magdeburg sowie das sudetendeutsche Eger heimsuchte und im Laufe von drei Wochen vier kleine Mädchen an sich lockte, um sie zu mißbrauchen und zu ermorden. Weil seine Zielgruppe kleine Mädchen waren, galt der Mann als derart gefährlich, daß sich sogar der Chef der Sicherheitspolizei, Reinhard Heydrich, über den Gang der Ermittlungen Bericht erstatten ließ.
Der erste geschilderte Fall aber beleuchtet die abscheulichen Verbrechen des berüchtigten Triebtäters Eichhorn, der seinen ersten Mord noch vor der Machtergreifung beging. Erst acht Jahre nach seiner ersten Bluttat gelang es der Polizei, ihn zur Strecke zu bringen und ihm der gerechten Strafe zuzuführen.2
Den typischen Serienmörder stellte Paul Ogorzow dar, der innerhalb von einem Dreivierteljahr acht Frauen ums Leben brachte, zum Teil unter ungewöhnlichen Begleitumständen: Er warf fünf seiner Opfer, nachdem er ihnen den Schädel zertrümmert hatte, teils lebend, teils tot aus dem fahrenden S-Bahn-Zug.
Es mag nachdenklich stimmen, daß zwei der schlimmsten Serienmörder des Dritten Reiches bei der Reichsbahn beschäftigt waren: Eichhorn und Ogorzow. Und genauso wie der Münchner „Lustmörder“ Eichhorn in den Jahren vor Kriegsausbruch benutzte Ogorzow seine Freizeit vor Schichtbeginn oder nach Schichtende, um sich mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf die Jagd auf Frauen zu begeben. Beide Männer verstanden es auf raffinierte Weise, ein Doppelleben zu führen, so daß sie ihre abscheulichen Verbrechen ungestört über einen langen Zeitraum, Eichhorn sogar sieben Jahre lang, verüben konnten. In einem wesentlichen Punkt unterschied sich der Berliner S-Bahn-Mörder jedoch von Eichhorn: Er brachte es immerhin auf acht Todesopfer, drei mehr als sein bayerischer „Rivale“.
Als letzter Fall wird der des polnischen Serienmörders Wignaniec geschildert, der als Fremdarbeiter im westfälischen Osnabrück drei seiner Landsleute ermordete und beraubte.

Michael Kirchschlager, Verleger