Peter Nirsch – Der 500fache Raubmörder (Deutschland, Neuenmark, 1581)

Peter Niers oder Nirsch mordete seit etwa 1575 Reiche und Arme in mehreren Ländern. Um 1580 kam er nach Franken, wo er ein hochschwangeres Weib, die aus Kitzingen stammte, bei Ochsenfurt ermordete. Er schnitt ihr den Bauch auf, fand ein Knäblein und schnitt es ebenfalls auf. Dann nahm er das Herz des Kindes und aß es.
Die Händlein nahm er auch mit. Von hier trieb es ihn ins Elsaß, wo er gleichfalls einem schwangeren Weib nachstellte, diese aber nicht erwischen konnte. Hier nahm er sich einen Gesellen. Von diesem lernte er die schwarze Kunst, und kein Mensch, so glaubte er, konnte ihm etwas anhaben, da er vom Teufel besessen war. Ein Netz, worin ein Knäblein geboren war, fraß er am Karfreitag. Von da an glaubte Nirsch, hätte er eine Frist von drei Jahren, in der ihn niemand fangen noch sehen konnte. Seine Zeitgenossen glaubten, er hätte sich auf manche Weise verwandeln können. Oft wie ein Geiß auch wie ein Bock, oft wie ein Rapp, oft wie ein Stock, dazu noch wie eine Katze und ein Hund. Er trug eine Tasche bei sich, in der er seine Schwarzkunst mit sich führte. Kam jemand hinter sein Geheimnis, dem nahm er das Leben.
Der Autor der zeitgenössischen Flugschrift, der diese Geschichte zugrunde liegt, glaubte, daß Nirsch zur Ermordung schwangerer Frauen oder auch Männer zu Roß oder Fuß seine Kunst gebrauchte, denn der Teufel war sein „Mitkonsort“. Auf beiden Seiten des Rheins ermordete er über 200 Menschen, darunter auch neun hochschwangere Weiber, denen er die Kinder aus dem Leib schnitt. Im Würtembergerlande ermordete er 123 Menschen.
Die Beute – Waren und Geld – soll ziemlich groß gewesen sein. Von Württemberg aus zog er nach Ulm und Augsburg, wo er ebenfalls zahlreiche Morde beging. Von hier aus wandte er sich zur Donau und fuhr nach Linz, eine Mordserie hinterlassend. Schließlich soll ihn der Teufel in einen Wald und auf einen Berg, den Schlegelleiten, getragen haben. Hier ging sein Morden weiter. Er kam auch nach Österreich, wo er fünf schwangeren Weibern und vielen Menschen das Leben nahm. Seine Mordzüge führten ihn in die Nähe von Prag und ins Böhmerland, wo er 140 Menschen, darunter acht großbauchte Frauen erschlug.
Er kam nach Regensburg und wollte weiter nach Nürnberg. Wem er auf den Straßen begegnete, ermordete er. In Neuenmark, fünf Meilen von Nürnberg entfernt, nahm er im Wirtshaus zur Glocken seine Herberge. Nach einem oder zwei Tagen wollte er in das Bad gehen. Zu diesem Zweck übergab er dem Herbergswirt zur Verwahrung seine Tasche mit den Schwarzkunstutensilien und das bracht ihn um sein Leben.
Als er in das Bad trat, unterhielten sich die Badegäste über die Morde, die das Umland erschreckten. Ein Kiefer (Böttcher), der ebenfalls in der Badestube saß, gab vor, die äußere Gestalt des Mörders zu kennen und nannte alle Wahrzeichen: zwei krumme Finger, ziemlich viele alte Schrammen, davon eine in der Backe.
Nirsch nahm sich des Geredes jedoch nicht an. Nachdem er in die Mumlung ging und er unter den Laßköpf saß, wo man den Badenden die Haare nach Läusen untersuchte und befreite, standen zwei Bürger auf, gingen ohne zu zaudern zu dem Wirt und fragten ihn, wie sich der Gast verhielt, was für Sachen er mitgebracht hatte und welche Sachen er noch bei sich habe.
Der Wirt zeigte ihnen hierauf die Tasche, die einer der Bürger mit Gewalt öffnete. Darin waren für die Umstehenden seltsame Sachen verborgen: Kindshändlin und Herzle. Die Bürger zeigten ihren Fund daraufhin dem Pfleger oder Vorsteher der Stadt, der zuständig für die Gerichtsbarkeit war. Der bestellte geschwind acht starke Männer, die Peter Nirsch gefangennahmen, auf einen Mistkarren banden und ihn zu sich brachten. Der Pfleger begann sofort mit dem Verhör. Um seinen Namen zu erfahren, begann man sofort ihn mittels Streckbank zu foltern. Er nannte seinen Namen – Peter Nirsch – und bekannte alle seine Morde.

Folter
Nirsch gestand 520 Morde an unterschiedlichen Orten. 24 schwangere Frauen ermordete er, schnitt sie auf und hieb die Kinder in Stücken. Mit dieser Zahl Morde steht Nirsch auf Platz zwei der Liste der größten deutschen Raubserienmörder aller Zeiten. Er sollte nur von seinem Gesellen Christman Gniperdoliga übertrumpft werden.

Peter Nirsch

Die obige Umzeichnung nach einem farbigen Holzschnitt des zeitgenössischen Flugblatts zeigt eindrucksvoll den Beginn der Hinrichtung von Peter Nirsch. Der Mörder wurde über den Zeitraum von zwei Tagen, beginnend am 16. September 1581, in Neuenmark hingerichtet. Man schnitt zahlreiche Riemen aus seinem Leib. Ein Pferdchen (Rösslin) aus Messing wurde heiß gemacht, worauf er reiten mußte. Man goß ihm heißes Öl in die Wunden und heißes Blei auf die Sohlen. Dann wurde er auf ein Brechen gespannt und erhielt mit dem Rad 42 Stöße. Wahrscheinlich vierteilte man ihn noch und hängte die vier Körperteile „auf die vier Straßen“, d. h. ein Stück wurde jeweils auf einen Pfahl genagelt, der an einer zur Stadt hereinführenden Straße stand.

Der urheberrechtlich geschützte Text ist vollständig abgedruckt in „Historische Serienmörder I“.