Gerd Frank: DIE KOBRA VON HENAN – Der Fall Huang Yong (2001-2003)

Huang Yong wurde am 18. November 1974 in Henan geboren. Zunächst sah es nicht danach aus, daß aus ihm einer der schlimmsten chinesischen Serienmörder werden sollte, denn nach seiner Pflichtwehrdienstleistung verlief sein Leben erst einmal jahrelang in geordneten Bahnen. Er lebte zurückgezogen und vollständig allein in Dahuangzhuang im Bezirk Pingyu in der südöstlichen Provinz Henan. Dann aber beging er im Jahre 2001 – mit knapp 27 Jahren – seinen ersten Mord.

Im September jenes Jahres hatte er damit begonnen, jungen Heranwachsenden vor Videotheken, Internetcafés und sonstigen Treffpunkten aufzulauern. Dann sprach er sie an und bot ihnen die Vermittlung gut bezahlter Arbeitsplätze oder die Teilnahme an kostenlosen Ausflugstouren an. In seiner Wohnung setzte er sie dann unter Drogen.

Zu diesem Zweck hatte er eine Nudelmaschine seines Haushalts in eine raffinierte Tötungsmaschine umfunktioniert, die er zynisch als „intelligentes Holzpferd“ bezeichnete. Sie sah aus wie ein vierbeiniger Hocker, auf den er ein rechteckiges Holzbrett geschnallt habe. Darauf habe er seine Opfer Platz nehmen lassen, betäubt und dann mißbraucht. (…)

Zwischen 2001 und 2003 soll die ‚Kobra von Henan‘, wie man Huang Yong schließlich nannte, auf diese Weise insgesamt 25 Morde an jungen Männern zwischen 15 und 21 Jahren begangen haben. Die meisten Jugendlichen stammten aus armen Bauernfamilien, die als Wanderarbeiter in die Städte gekommen waren. Sie hatten ihre Kinder in Internatsschulen auf dem Lande untergebracht, wo die Gebühren nicht so hoch wie in den Städten waren.

Als der erste Junge im September 2001 verschwand, waren seine Eltern unverzüglich zur Polizei gegangen und hatten ihn als vermißt gemeldet. Doch die Polizei hatte keine Veranlassung gesehen, tätig zu werden. „Ohne Leiche können wir nicht tätig werden“, hieß es zynisch. Weil die örtlichen Behörden untätig blieben, schlossen sich viele betroffene Familien schließlich zusammen und wandten sich mit der Bitte um Hilfe an die Polizeibehörden von Peking. Erst dann wurde das Räderwerk der Justiz in Gang gesetzt. Untersuchungen förderten dann die Leichen vieler Kinder zutage, die er einfach im Garten hinter seinem Haus verscharrt hatte.

Im November des Jahres 2003 entwischte dem Mörder schließlich der 16jährige Zhang Liang, der sofort zur Polizei ging und Huang Yong anzeigte. Dort sagte er unter anderem aus, daß er von Huang insgesamt vier Tage lang gefangen gehalten und brutal gefoltert worden sei. Schließlich habe er zu dem Mörder gesagt: „Wenn Sie mich gehen lassen, werde ich mich um Sie kümmern, wenn Sie einmal alt sind“, worauf der ihn tatsächlich frei gelassen habe.

Als Motiv für seine Morde gab er an: „Ich habe schon als Kind den Wunsch verspürt, einmal ein Mörder zu werden, doch hatte ich damals niemals die Gelegenheit dazu gehabt.“ (…)

Befragt, warum er immer nur Jungen und nicht auch Mädchen ermordet habe, erklärte Huang: „Hätte ich das getan, so wäre ich kein Held gewesen. Und ältere Männer wären übrigens zu mißtrauisch gewesen.“

Bereits am 9. Dezember 2003 konnte der Prozeß abgeschlossen werden. Huang wurde wegen 17 Morden zum Tode verurteilt und am 26. Dezember 2003 durch ein Erschießungskommando hingerichtet. (…)

Der vollständige Beitrag findet sich abgedruckt in dem Buch TOTMACHER 4.