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Neuerscheinung: Serienmörder der DDR von Hans Thiers
Pünktlich zur Buchmesse in Leipzig im März 2018 erschien ein neues Buch über Serienmörder im Verlag Kirchschlager: „Serienmörder der DDR“ von Kriminalrat a. D. Hans Thiers, der bereits zwei andere Bücher zu authentischen Mordfällen veröffentlich hat. Das Buch erscheint als Hardcoverausgabe, Fadengeftung, Leseband, 288 seiten, ca. 40 Abbildungen, Preis: 19,95 Euro.
Das Buchcover – ein echter Hingucker.
Kriminalrat a. D. Hans Thiers und Verleger Michael Kirchschlager, 2017
Gerd Frank: Heinrich Pommerenke (1937-2008) – ein deutscher Serienmörder
Heinrich Max Pommerenke (* 6. Juli 1937, + 27. Dezember 2008) war ein deutscher Serienmörder. Seit 1959 inhaftiert, war er bei seinem Tod der am längsten einsitzende Häftling in der BRD. P. stammte aus dem mecklenburgischen Ort Bentwisch bei Rostock, wo der Vater im Hafen gearbeitet hatte. Nachdem dieser im Krieg gefallen und die Mutter 1949 ihre beiden kleinen Kinder verlassen hatte, wuchs P. bei seinen Großeltern in Mecklenburg auf, wo er eine Vergewaltigung beging. Er wurde Maler und floh nach einer zweiten Vergewaltigung 1953 aus der DDR nach West-Berlin. Dort von der Polizei aufgegriffen, wurde er zu seiner Mutter in die Schweiz geschickt, wo er zum dritten Mal ein Mädchen vergewaltigte und des Landes verwiesen wurde. In der Folgezeit verübte er verschiedene Raubüberfälle und Sittlichkeitsverbrechen im süddeutschen Raum sowie dem österreichischen Bregenz.
1959 begann eine grausame Mordserie in der Gegend des Schwarzwaldes. Die Taten ereigneten sich in Zügen, an Bahnhöfen und Bahndämmen, allerdings ohne einheitliches Muster. Erst nach seiner Verhaftung konnten die Morde vollständig P. zugeordnet werden.
Der Besuch des Films “Die zehn Gebote” habe ihn veranlaßt, Frauen zu töten, denn er habe erkannt, daß sie die Ursache allen menschlichen Übels seien und er die Mission habe, sie dafür zu bestrafen. Noch am gleichen Abend beging P. in einem Park in der Nähe des Kinos seinen ersten Mord. Die Leiche des Opfers, der vergewaltigten und durch Aufschlitzen der Kehle ermordeten 49jährigen Hilde Konter, wurde am 26. Februar 1959 bei der Autobahnanschlußstelle Karlsruhe-Durlach gefunden. Im März 1959 mißbrauchte P. in einer Holzhütte am Rand von Hornberg die 18jährige Karin Wädle, erschlug sie mit einem Stein und warf die Leiche über eine Flußböschung am nahegelegenen Bahndamm; die Leiche wurde am 25. März am Ufer der Gutach entdeckt. Am 31. Mai 1959 ermordete er in einem Urlaubersonderzug, der von Heidelberg nach Finale Ligure in Italien fahren sollte, die 21jährige Dagmar Klimek durch einen Messerstich in die Brust. Ihre Leiche schleuderte er auf der Rheintalbahn Richtung Basel kurz hinter Freiburg im Breisgau aus dem fahrenden Zug; anschließend betätigte er die Notbremse, stieg aus, ging zur Leiche seines Opfers zurück und verging sich an ihr. Das Mädchen wurde erst fünf Tage später am Bahndamm bei Ebringen gefunden.
Zwischen Mai und Juni 1959 beging P. darüber hinaus mindestens fünf Mordversuche an Mädchen und Frauen, die mißlangen, weil sich die geschädigten Frauen selbst befreien konnten oder weil ihnen jemand zu Hilfe kam. Am 9. Juni 1959 vergewaltigte P. in der Nähe von Baden-Baden die 16jährige Rita Walterspacher, erwürgte sie und legte ihre Leiche in einem Waldstück ab, wo sie am folgenden Tag entdeckt wurde. Auch in diesem Fall fanden die Ermittler zunächst keinerlei verwertbare Spuren.
Am 10. Juni 1959 erbeutete P. bei einem Einbruch in ein Waffengeschäft in Baden-Baden u. a. ein Kleinkalibergewehr und eine Luftdruckpistole. Dann holte er bei einem Schneider in Hornberg einen dort unter eigenem Namen bestellten Anzug ab und ließ neben abgetragenen Kleidungsstücken ein Paket zurück, worin sich das erbeutete Kleinkalibergewehr befand, das er “in den nächsten Tagen” abholen wollte.
Eine am Tatort im Bahnhof Karlsruhe-Durlach gesicherte Schuhabdruckspur, die exakt der am 9. Juni gesicherten Spur entsprach und die Beschreibung der Pistole erbrachten für die Polizei den ersten Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Einbruch und der Mordserie. Am 19. Juni meldete der Schneider aus Hornberg den Fund des Kleinkalibergewehrs und lieferte den Ermittlern außerdem die persönlichen Daten des Gesuchten. P. wurde noch am gleichen Tag in Hornberg erkannt und auf dem Bahnhofsvorplatz festgenommen.
P. gestand 60 Straftaten: vier Morde, sieben Mordversuche, zwei vollendete und 25 versuchte Vergewaltigungen, sechs Raubüberfälle, zehn Einbrüche und sechs einfache Diebstähle. Der Prozeß begann am 3. Oktober 1960 vor dem Landgericht Freiburg, in dessen Verlauf der Angeklagte für “voll schuldfähig” eingestuft wurde. Am 22. Oktober wurde P. zu sechsmal lebenslangem Zuchthaus und weiteren 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
Er wurde in die Justizvollzugsanstalt Bruchsal verbracht; eine Aussetzung der Strafe zur Bewährung wurde immer wieder mit der Begründung verwehrt, daß von ihm weiterhin ein erhebliches Sicherheitsrisiko ausgehen würde.
Ende 2006 wurde P. in das Gefängnis auf der Festung Hohenasperg verlegt, wo sich auch das Zentralkrankenhaus des baden-württembergischen Strafvollzugs befindet, um sich einer Sozialtherapie zu unterziehen. Wegen Abbruchs der Therapie nach einem knappen Jahr, verbrachte man P. in die JVA Heilbronn.
Als P. im Dezember 2008 an Leukämie erkrankte, verlegte man ihn erneut nach Hohenasperg, wo er am 27. Dezember 2008 als 71jähriger verstarb. Seine Leiche wurde eingeäschert, die Asche auf See verstreut.
Leseprobe: Rudolf Pleil „Mein Kampf“ aus HISTORISCHE SERIENMÖRDER IV
Im Band HISTORISCHE SERIENMÖRDER IV werden erstmals die eigenhändigen Aufzeichnungen des Totmachers Rudolf Pleil vorgestellt, die dieser „Mein Kampf“ nannte. Hier eine Leseprobe (nichts für schwache Nerven!): Weiterlesen
HISTORISCHE SERIENMÖRDER IV – Eine Rezension von Max Pechmann für Film und Buch
Band eins der Reihe „Historische Serienmörder“ gehört zu den erfolgreichsten Veröffentlichungen aus dem Hause Kirchschlager. Die Reihe beschäftigt sich mit unheimlichen und außergewöhnlichen Kriminalfällen, die vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert reichen.
Band IV steht in Sachen Spannung und Gänsehaut den vorangegangenen Büchern in nichts nach. Der Historiker Michael Kirchschlager entdeckte bei seinen Recherchen u. a. illustrierte Flugblätter aus dem 16. Jahrhundert, in denen von eigenartigen Mordfällen die Rede ist. So ging in Ferrara im Jahr 1573 ein siebzigjähriger Serienmörder um, der ahnungslosen Frauen auflauerte. 1581 suchte ein Raubmörder in der Nähe von Köln den Ort Bernkastel heim. Er selbst hauste in einer Erdhöhle im Wald, wohin er eines Tages eine Frau entführte.
Während des Dreißigjährigen Kriegs ging der Raubmörder Jasper Hanebuth um und im Jahr 1780 suchte ein Serienmörder Österreich heim, der teils kannibalische Neigungen aufwies, indem er das Herz eines seiner Opfer aß, da er glaubte, dadurch unsichtbar werden zu können. Im Jahr 1811 kam es in London zu einer Reihe brutaler Raubmorde. Der Täter John Williams trieb dabei vor allem auf dem Ratcliff Highway sein Unwesen. Der Fall wird eindrücklich von dem Kriminalisten Robert Heindl (1883-1958) erzählt. 1888 schließlich ging der wohl berühmteste Serienmörder Jack the Ripper um. Hierzu fand Michael Kirchschlager einen überaus interessanten Artikel von Leopold Engelhardt, wie Heindl ebenfalls bei der Kriminalpolizei tätig gewesen (seine Lebensdaten sind allerdings nicht bekannt), in dem der Autor verschiedene Theorien analysiert, die versuchen, die wahre Identität des Täters zu ergründen.
Gerd Frank, der bereits sein sechsbändiges Werk „Totmacher“ im Verlag Kirchschlager veröffentlicht hat, befasst sich in seinem Beitrag mit den Untaten des „französischen Jack the Ripper“ Joseph Vacher, einem Herumtreiber, der zwischen den Jahren 1894 bis 1897 vor allem Hirtenjungen und Mädchen auflauerte.
Der Autor Armin Rütters berichtet von dem deutschen Serienmörder Karl Großmann, der 1921 in Berlin Frauen als Haushälterinnen anwarb, um sie in seiner Wohnung zu ermorden. Die beiden Kriminalautoren Birgit Lautenbach und Johann Ebend schließlich schildern ausführlich die sonderbare und zugleich schreckliche Biographie des Mörders Rudolf Pleil, einem sadistischen Psychopathen, der in den 1950er Jahren vor allem Leuten auflauerte, die zwischen den damals besetzten Zonen hin und her reisten.
Der Band beinhaltet nicht nur die erwähnten Beiträge, sondern ergänzt diese z.B. durch ärztliche Gutachten von damals sowie – im Falle Pleils – durch autobiographische Schriftstücke. Ebenfalls enthält das Buch zahlreiche historische Fotos zu den Fällen. Die einzelnen Beiträge sind nicht nur überaus spannend geschrieben, sondern liefern zugleich historisch intersssante Informationen. Die Autoren versuchen stets, ein Gesamtbild der jeweiligen Mörder zu liefern, indem sie deren Biographien nachgehen und dabei versuchen, Gründe für ihr anormales Verhalten zu finden. Dies macht die einzelnen Texte auch aus einer psychologischen Perspektive sehr interessant. Kurz: Mit „Historische Serienmöder Band IV“ ist dem Verlag Kirchschlager einmal mehr ein hervorragendes Werk gelungen.
Historische Serienmörder Band IV. Menschliche Ungeheuer vom späten Mittelalter bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Hrsg. Michael Kirchschlager. Verlag Kirchschlager 2017, 240 Seiten, 18,95 Euro, ISBN: 978-3-934277-60-1
In Vorbereitung: HISTORISCHE SERIENMÖRDER IV
Nachdem ein paar Jahre seit Erscheinen des 3. Bandes der Reihe HISTORISCHE SERIENMÖRDER vergangen sind, legt der Verlag Kirchschlager nunmehr einen vierten Band vor. Michael Horn und Michael Kirchschlager stellen in einem kurzen Beitrag zwei Serienmörder des 16. Jahrhunderts aus der Sammlung des Johann Jakob Wick, der sogenannten Wickiana, vor.
Dabei handelt es sich um den relativ unbekannten Fall eines alten Frauenmörders aus Italien (1573) und einer weiteren Quelle zu dem deutschen Raubserienmörder Christman Gniperdoliga (1581). Michael Kirchschlager beleuchtet dann das Leben und die Taten des Raubmörders Jaspar Hanebuth (Deutschland, 1653) und des österreichischen Herzlfressers von Kindberg, Paul Reininger (1786). Die Biographie Hanebuths steht stellvertretend für die zahlreicher, wie sie der Dreißigjährige Krieg und mit diesem die Verrohung der Sitten hervorgebracht hat. Reininger ist ein trauriges Beispiel für einen Serienmörder, der in tiefem Aberglauben verwurzelt war.
Von Robert Heindl (1883-1958) und dem Kriminalisten Leopold Engelhardt (genaue Lebensdaten unbekannt) stammen zwei britische Kriminalfälle: John Williams – Der Teufel vom Ratcliff Highway (1811) und Jack the Ripper (1888), die in der europäischen Kriminalgeschichte bekannt sind, und nicht näher erörtert werden brauchen. Dafür dürfte für die kriminalhistorisch interessierte Leserschaft die Biographie Robert Heindls von Interesse sein. „Heindl widmete sein Leben und seine Arbeit der Kriminalistik. Er studierte Rechtswissenschaft in München, Lausanne und Erlangen. Ausgedehnte Studienreisen führten ihn in die Strafkolonien Frankreichs, Englands und Spaniens in Neukaledonien, auf den Andamanen und in Afrika. Die Arbeitsweise der großen europäischen Polizeizentralen erkundete er in Paris bei Bertillon und in London am Scotland Yard. Seine Berufslaufbahn führte ihn von dem Posten des Leiters der Kriminalpolizei Dresdens 1912 über den des Polizeidezernenten im sächsischen Innenministerium gegen Ende des 1. Weltkrieges als Oberregierungsrat in die sächsische Staatskanzlei und dann als Wirklichen Legationsrat in das Auswärtige Amt. 1933 in den Ruhestand versetzt, wurde er nach dem 2. Weltkrieg mit der Einrichtung des Zentralamtes für Kriminalidentifizierung, Polizeistatistik und Polizeinachrichtenwesen für das Land Bayern (jetzt: Bayerisches Landeskriminalamt) beauftragt. 1946 wurde er zum Präsidenten dieses Amtes ernannt. 1949 trat er wieder in den Ruhestand. Heindl erregte bereits als Student Aufsehen durch seinen Vorschlag, nach dem Vorbild des im Orient gebräuchlichen Fingersiegels ein daktyloskopisches System zur Identifizierung von Verbrechern einzurichten. Sein Vorschlag, die Daktyloskopie in den Dienst der Verbrechererkennung zu stellen, ist seinerzeit von der Dresdner Polizeiverwaltung alsbald aufgegriffen, im übrigen freilich zunächst zurückgewiesen worden; doch hat er als Anregung zur Einführung des Fingerabdrucksverfahrens fortgewirkt. Sein Bericht über die Strafkolonien hat wesentlich dazu beigetragen, daß die Strafe der Deportation in Deutschland nicht eingeführt und im Ausland allmählich abgeschafft wurde. An der Zentralisierung der Kriminalpolizei in den Ländern und im Bundesstaat sowie an der Errichtung einer internationalen kriminalpolizeilichen Organisation hat er wesentlichen Anteil. Seit 1917 gab er als Nachfolger von Hans Groß das von diesem begründete Archiv für Kriminologie heraus.
Gerd Frank, der mittlerweile sechs Totmacher-Bände im Verlag Kirchschlager veröffentlicht hat, widmet sich dem Hirtenmörder Joseph Vacher, einem französischen Ripper (1869-1897). Die Opfer waren meist junge Landarbeiter beiderlei Geschlechts. Er gestand die Ermordung und Verstümmelung von sieben Frauen und vier jungen Männern und verging sich post- und prämortem an ihnen. Vacher, dessen wirrer Geisteszustand durch den bekannten Psychiatrie-Professor Alexandre Lacassagne untersucht wurde, gab an, durch den Biß eines tollwütigen Hundes in „Raserei“ begangen zu haben, doch Lacassagne kam zu dem umstrittenen Schluß, daß Vacher verhandlungs- und zurechnungsfähig war, worauf man ihn zum Tode verurteilte. Vacher wurde am 31. Dezember 1898 in Bourg-en-Bresse durch die Guillotine hingerichtet.
Armin Rütters, dessen Spezialgebiet u. a. die Erforschung des Kriminalfalles um den Kannibalen Karl Denke (1860-1924) ist2, beleuchtet das Leben des Berliner Frauenmörders Karl Großmann (1863-1922), der als Bestie vom Schlesischen Bahnhof in die Berliner Kriminalgeschichte einging. Großmann wurde am 21. August 1921 in seinem Haus neben seinem letzten Opfer Marie Nitsche auf frischer Tat gefaßt. Obwohl der Serienmörder nur drei Morde gestand, könnten ihm weit mehr Mädchen und junge Frauen zum Opfer gefallen sein. Ob Großmann, wie oft vermutet, Teile seiner Opfer verspeiste oder zu Wurst- und Dosenfleisch verarbeitete, muß dahingestellt bleiben. Der sadistische Lustmörder erhängte sich am 5. Juli 1922 vor dem Ende der Hauptverhandlung in seiner Zelle.
Das Autorenpaar Birgit Lautenbach und Johann Ebend, welches hauptsächlich durch seine Kriminalromane bekannt ist, steuerte einen Beitrag zu Rudolf Pleil (1924-1958) bei, der sich selbst als bester Totmacher aller Zeiten bezeichnete und in den Nachkriegsjahren 1946/47 vor allem im Harzer Grenzgebiet zahlreiche Menschen ermordete. Ausgewählte Quellen aus Pleils Kriminalakte gewähren zudem einen tiefen Eindruck in die Gedanken- und Seelenwelt des brutalen Mörders. Für die Beschaffung von Fotos zum Pleil-Fall aus dem Bildarchiv der JVA Celle danken wir an dieser Stelle Wolfgang Krüger, Celle.
Gerd Frank: Totmacher 2 – Massenmord ohne Leichen und andere unheimliche Kriminalfälle europäischer Serienmörder ab sofort lieferbar!
Gerd Frank stellt uns in Totmacher 2 erneut spektakuläre, aber auch grausame Kriminalfälle aus Europa vor. Den Anfang machen die Witwenmacherinnen von der Theiß, hier allen voran Ilona Fazekas, besser bekannt als Susi Olah. Von 1910 bis 1929 schickten ungarische Giftmörderinnen unzählige Männer mit giftigem “Lebenswasser” ins Jenseits. Der außerordentliche Kriminalfall schockierte damals ganz Europa und schnell war klar, daß man es hier mit einem Sensationsfall ersten Ranges zu tun hatte. Schlagzeilen wie “Die Massenmorde von Tiszakurt”, “Das Dorf der 50 Giftmischerinnen” oder “Die Messalinen von Nagyrev” beherrschten für lange Zeit die europäischen Gazetten. Nicht minder grauenvoll waren die Taten des “Blaubarts” Henri Landru, der mindestens zehn Frauen und einen jungen Mann auf dem Gewissen hat. Genau wie Dr. Petiot, der mit schrecklichem Kalkül Kapital aus der Not zahlreicher Opfer schlug, verbrannte Landru seine bemitleidenswerten Opfer. Der Fall des Raubmörders Wladyslaw Miedzybrodzie führt uns nach Polen und macht uns mit den Praktiken der Justiz zur Zeit des Dritten Reiches bekannt. Bei Max Gufler, dem Mörder mit den weißen Händen, Alfred Engleder, der Bestie von Steyr, und Josef Weinwurm, dem Wiener Opernmörder, handelt es sich um drei Österreicher, deren Haß auf Frauen Triebfeder ihres mörderischen Handelns war.
William Palmer – Arzt und mehrfacher Giftmörder (England, 1856)
Der Arzt und Serienmörder William Palmer (geb. 6. August 1824 in Rugeley, Staffordshire, England, hingerichtet am 14. Juni 1856 in Stafford) wurde für die Vergiftung seines Bekannten John Parsons Cook verurteilt und öffentlich mit dem Strick hingerichtet. Die Hinrichtung erfolgte öffentlich vor über 20000 Zuschauern. Als Scharfrichter fungierte Mr. Smith, ein Nagelschmied, der das Amt des Henkers schon seit 16 Jahren in der Grafschaft Stafford ausübte. “Palmer`s Körper hing die gebräuchliche Zeit am Galgen, wurde dann abgeschnitten und ins Innere des Gefängnisses gebracht, wo Mr. Bridges von Liverpool augenblicklich einen Gips-Abdruck von Palmer`s Kopf nahm, wie Mr. Bridges behauptet, phrenologisch betrachtet, einen entschieden schlechten Charakter anzeigt.” Der ordnungsliebende Palmer soll aber noch weitere Giftmorde begangen haben, um seinem Hobby, dem Pferderennen (und natürlich den Wetten) fröhnen zu können.
William Palmers Haus in Rugeley.
Gerichtsverhandlung über William Palmer, Stahlstich, Ende 19. Jahrhundert.
Palmer führte auch ein Tagebuch, in welches er für den November 1855 die Besuche bei seinem kranken Freund Cook eintrug.
20. Dienstag: Wartete Cook den ganzen Tag.
Speiste auf dem Hof.
Bei Cook die ganze Nacht gewacht.
21. Mittwoch: ++++ Cook starb um 1 Uhr heute Morgens.
Das Motiv seiner Taten lag in permanenten pekuniären Schwierigkeiten. Weitere Giftmorde soll er an seiner eigenen Frau, vier seiner fünf Kinder, seiner Schwiegermutter und seinem Bruder begangen haben. Seine Wachsfigur stand über 127 Jahre in Madame Tussauds “Kammer des Schreckens”.
1856 erschien in Wien im Verlag von I. B. Wallishausser eine deutschsprachige Ausgabe von Dr. P. J. Reinhard, der nach englischen Originaltexten den Lebenslauf Palmers minutiös dokumentierte. Selbst Palmers Tagebuch wurde übersetzt und vollständig abgedruckt. Neben den zahlreichen Quellen findet sich auch ein Stahlstich sowie Palmers Autograph.
Die bayerischen Pappenheimer – Serienmörder oder Justizopfer (Bayern, 1600)
Im Jahre 1542 wurde in dem kleinen Dorf Hüttlingen zwischen Ellwangen und Aalen im Schwabenland ein Junge geboren, der von seinen Eltern Georg und Agatha Gämperl kurz Paulus genannt wurde.
Er machte frühzeitig die Erfahrung, die ein schlechter Ruf mit sich bringt. Paulus hielt sich die erste Zeit mit Schweinehüten, Betteleien und kleineren Diebereien über Wasser, bis er schließlich in der Ziegelhütte von Ansbach eine Anstellung fand. In dieser Ziegelhütte arbeitete Paulus zwei Jahre als Gehilfe. Hier lernte er auch seine spätere Frau Anna, die Tochter des Totengräbers Conz Wilbaldt zu Ansbach, kennen. Weiterlesen
Melchior Hedloff – Der grausame Menschenschütze (Oels, 1659)
Melchior Hedloff ging der Obrigkeit 1653 ins Netz. Er war ein Wildschütze, trug jederzeit zwei Gewehre bei sich und mordete fünfzehn Jahre. Auch er glaubte, ähnlich Nirsch und Gniperdoliga, durch die Macht des Teufels täglich drei Freischüsse zu haben. Verdeckt aus Büschen heraus erschoß und köpfte er 251 Personen – Adlige, Handwerksburschen, Juden, Bauersleute, Frauen, Mägde und Kinder.
Melchior Hedloff auf einem zeitgenössischen Kupferstich, 17. Jahrhundert Weiterlesen