Gerd Frank: DAS NILPFERD – Der Fall Sergej Ryachowski (1989-1993)

Sergej Ryachowski wurde unter den Namen „Ripper von Balaschicha“ oder „Das Nipferd“ bekannt. Er beging 19 Morde, die ihm nachgewiesen werden konnten, möglicherweise auch mehr. Die Mordserie begann am 19. Juni 1988 in Balaschicha, einer Kleinstadt in der Nähe von Moskau und endete 1993 mit der Festnahme. Das jüngste Opfer war 14, das älteste 78 Jahre alt. Ryachowski ermordete Kinder, Erwachsene und alte Leute, in der Mehrzahl Frauen, die im Durchschnitt zwischen 40 und 50 Jahre alt waren, drei waren bereits älter als 60 Jahre. Sie wurden entweder mit bloßen Händen erwürgt oder mit einem Seil erdrosselt, andere erschlug oder tötete er mit einem Messer, einem Hammer oder einem Schraubenzieher, wobei er die Opfer vorwiegend im Genitalbereich malträtierte. Viele Leichen wurden von ihm mißbraucht und schließlich all ihrer Wertsachen beraubt.
Sechs Opfer konnten seine Attacken überleben. Der Täter litt zweifellos unter Gerontophilie, das heißt, er fühlte sich von älteren Menschen sexuell angezogen. Nach seiner Festnahme verbrachte er vier Jahre im Zuchthaus, wo er schließlich an einem Tuberkulosebefall verstarb. Ryachowski hatte nie eine feste Beschäftigung ausgeübt. Als junger Mann hatten sich keine Anzeichen von Unausgeglichenheit bei ihm bemerkbar gemacht, er hatte weder geraucht, noch unmäßig getrunken.
Die einzelnen Morde stellen eine Abfolge von grauenhaften, vollkommen gefühllosen Tötungsdelikten dar. Sein erstes Opfer war ein Homosexueller. Er tötete ihn, indem er viermal mit einem Schraubenzieher auf ihn einstach. Dann verbarg er die Leiche irgendwo in einem Wald. (…)
Sein vorletztes Opfer war ein 16jähriger Junge. Er erhängte ihn, weidete ihn regelrecht aus, schnitt ihm mit einem Messer den Kopf ab und mißbrauchte auch in diesem Fall die Leiche. Während einer Routineuntersuchung von Tatorten entdeckten die Ermittler in einer Hütte ein an der Decke befestigtes Seil. Sie vermuteten, daß es sich um die Vorbereitung eines Selbstmordes handele und beschlossen daher, auf den Bewohner der Hütte zu warten und diese Tat zu verhindern.
Da betrat am 13. April 1993 Sergej Ryachowski diese Hütte, wobei er sofort festgenommen wurde, weil man ohnehin bereits nach ihm gesucht hatte. Obwohl der Mann ein wahrer Riese war, leistete er keinerlei Widerstand. (…)
Ryachowski, den man wegen seiner Statur auch „Das Nilpferd“ nannte, war nämlich 1,85 m groß und wog mehr als 280 Pfund. Im Folgenden erwies sich der Mörder als ausgesprochen kooperativ. Er führte die Kriminalisten an die verschiedenen Tatorte und half auch bei der Rekonstruktion der einzelnen Verbrechen eifrig mit. Nach seiner Aussage waren die meisten Morde spontan, er habe aus plötzlichen Impulsen heraus gehandelt. Vor allem habe er niemals vorgehabt, Menschen umzubringen, jedoch mit einem Mal einen geradezu krankhaften Zwang verspürt, „die Welt von Homosexuellen und Prostituierten“ zu befreien. (…) Nach einem psychiatrischen Gutachten der Experten des Moskauer Serbsky-Institutes war Sergej Ryachowski eindeutig nekrophil.
Während des Prozesses, der im April 1995 begann, zeigte er ein ausgesprochen aggressives Verhalten. Im Juli 1995 wurde Ryachowski wegen 19fachen Mordes, begangen an zwölf Frauen, fünf Männern und zwei Jungen, sowie sechsfachen Mordversuches zum Tode durch Erschießung verurteilt. Den Urteilsspruch kommentierte der Mörder mit den Worten: „Ich werde wiederkommen.“
Weil die Regierung in Rußland im Jahre 1996 ein Moratorium für alle Hinrichtungen erließ, wurde die Todesstrafe in eine lebenslängliche Haft umgewandelt. Ryachowski kam in den Hochsicherheitstrakt eines Zuchthauses, wo er im Jahre 2005 an Tuberkulose verstarb.

Stark gekürzter Text. Der Beitrag findet sich vollständig in TOTMACHER 3 (Erscheinungstermin März 2015 im Verlag Kirchschlager).