Die Miliz der Wolgaregion stand vor dem Abschluß eines Kriminalfalles, der sie ein paar Jahre lang intensiv in Atem gehalten hatte und von dem selbst Menschen mit Nerven wie Drahtseilen geschockt gewesen waren. Der 23jährige Kannibale Alexandr Bytschkow war angeklagt, mindestens neun Menschen grausam ermordet zu haben. Er hatte die Leichen ausgeweidet und Innereien verspeist – um seiner Freundin zu imponieren.
Alexandr Bytschkow hatte es auf Obdachlose abgesehen. Die Morde und kannibalistischen Exzesse spielten sich in dem Gebiet um Pensa ab, das etwa 500 Kilometer südwestlich von Moskau liegt.
Der 1988 geborene Bytschkow hatte Menschen gehaßt, die dem Alkohol verfallen und Bettler geworden waren. Vielleicht hing das mit Eindrücken und Erlebnissen seiner Kindheit zusammen. (…)
In den späten 2000er Jahren wurde Sergej einmal körperlich schwer mißhandelt. Von da an lief Alexandrs Leben total aus dem Ruder. Um diese Zeit – es war der 17. September 2009 – beging er seinen ersten Mord. Sein Opfer, den 60jährigen Jewgeni Schidkow, traf er in einem örtlichen Wirtshaus. Er bot ihm spontan an, die Nacht bei ihm zu Hause zu verbringen. Als der Mann in Bytschkows Haus eingeschlafen war, erstach er ihn und zerstückelte dann die Leiche.
Dies war der Auftakt zu einer beispiellosen Mordserie. Seine nächsten Verbrechen plante er – nach intensivem Studium von Kriminalliteratur – überaus sorgfältig. Er, der sich selbst „Rambo“ nannte, entwickelte die nötige kriminelle Energie, legte sich eine Waffe zu und studierte das Verhalten und Vorgehen von Serienmördern. Auch praktizierte er diverse Strategien und Methoden, um verräterische Spuren an Tatorten zu verschleiern und die Leichen seiner Opfer verschwinden zu lassen. Dabei ging er im Prinzip immer gleich vor: Er suchte sich Bettler und Landstreicher, die dem Alkohol verfallen waren, lockte sie zu sich nach Hause und tötete sie dann entweder mit einem Hammer oder einem Küchenmesser. Die Leichen zerstückelte er. Anschließend vergrub er die Teile im Hinterhof des Hauses oder entsorgte sie in städtischen Müllkippen.
Im Januar 2012 stieg Alexandr Bytschkow durch das Fenster eines Haushaltswarengeschäftes ein und stahl dort Geld, Küchenmesser und andere Gegenstände im Wert von etwa 10.000 Rubeln (etwa 205 Euro). Dabei wurde er festgenommen und wegen des Diebstahls verhört. Relativ schnell kam Bytschkow von sich aus auf die von ihm getöteten Menschen zu sprechen.
Bei einer Hausdurchsuchung entdeckte man ein Tagebuch. (…)
Bytschkow hatte gern Krimis gelesen und sich im Fernsehen bevorzugt Shows mit kriminalistischen Themen angesehen. (…)
Seine Morde bezeichnete er als „die blutige Jagd eines Raubtiers, denn ich wurde ja im Jahr des Drachen geboren.“
Der ihn untersuchende Psychiater Igor Yanuschew stufte Alexandr Bytschkow nicht als geisteskrank, jedoch unter starken Persönlichkeitsstörungen leidend ein. Dennoch befand er ihn für zurechnungsfähig.
Am 22. März 2013 verurteilte das Gericht von Pensa Alexandr Bytschkow zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne Bewährung.
Stark gekürzter Text. Der Beitrag findet sich vollständig in TOTMACHER 3 (Erscheinungstermin März 2015 im Verlag Kirchschlager).