In der zweiten Hälfte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts verbreitete in Rußland eine „Boa“ Angst und Schrecken. Ihr erstes Opfer, ein Junge, wurde im April 1986 entdeckt – erwürgt und zerstückelt. Bereits ein paar Tage später erfolgte ein weiterer brutaler Mord an einem Halbwüchsigen. Die Handschrift des Täters war die gleiche.
Dann geschah drei Jahre lang nichts, bis erneut drei Morde an Jungen verübt wurden. In einem Fall zog der offensichtlich wahnsinnige Mörder seinem Opfer sogar die Haut ab!
Justiz und Miliz standen vor einem Rätsel. Die getöteten Jungen hatten sich in Pionierlagern in der Nähe von Flüssen aufgehalten, wo sie sich auf den angrenzenden Wiesen dem Fußballspiel hingaben. Zeugen wollten einen Mann in grüner Jacke gesehen haben, der offenbar die Jungen länger mit einem Fernglas beobachtet hatte.
Weil man mehrmals zerstückelte Leichen im Wald gefunden hatte, vermutete man hinter dem Täter zunächst einen Arzt oder zumindest einen Menschen, der über anatomische, vielleicht auch veterinärärztliche Kenntnisse verfügte. Psychologen gingen bei Analysen schließlich davon aus, daß es sich bei dem Mörder um einen augenscheinlich allein lebenden Sadisten handeln müsse, der vermutlich keinerlei Interesse an Frauen zeigte. (…) „Vor allem sollte mein Genuß (damit meinte er den Todeskampf seiner Opfer) länger dauern als ein paar kümmerliche Augenblicke, wenn möglich sogar Stunden“, sagte er später.
Inzwischen war er stolzer Besitzer eines PKW „Lada“, den er in der Garage des Gestüts, in dem er arbeitete, abstellte. Unter diesem Stellplatz schachtete er in mühevoller Arbeit einen kleinen Raum aus, den er ausbetonierte. Er legte eine elektrische Leitung, um Licht zu haben, und bereitete eine Art Schreckenskammer mit verzinkten Wannen, Folterinstrumenten jeder Art und eisernen Ringen in Wandhalterungen für seine sadistischen Quälereien und Schindereien vor. (…)
Der junge Mann brauchte sich nur noch für jemanden zu entscheiden, der ihm auf Anhieb sympathisch war. Sympathie war wichtig für ihn, denn je besser ihm ein Opfer gefiel, umso mehr wünschte er, es manipulieren zu können und dann auf es einzustechen und es zu zerstückeln. Und diesen Genuß würde er sich nun während ganzer Nächte gönnen können. Für gewöhnlich erhängte er seine Gefangenen in Schlingen, befestigte dann die Körper wie ein Stück Fleisch an Haken, metzgerte daran herum und köpfte sie dann. In anderen Fällen kastrierte er die Unglücklichen und schnitt ihnen außerdem Ohren und Nasen ab, öffnete die Schädel und verbrannte Gehirne. (…)
Golowkins Fantasie, die von einem extremen Sadismus geprägt war, trieb immer entsetzlichere Blüten. Schließlich gelüstete es ihn sogar nach dem Verzehr von Menschenfleisch.
(…)
In Zusammenarbeit mit dem Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation und einem Major des russischen Innenministeriums bezeichnete der psychologische Gutachter Bakin den grauenhaften Mörder übrigens erstmals als „Boa constrictor“. Man Stieß im Oktober 1992 endlich auf Sergej Golowkin. Die „Boa von Odinzowo“ wurde zum Tod durch Erschießung verurteilt. Das Urteil wurde 1994 vollstreckt.
Stark gekürzter Text. Der Beitrag findet sich vollständig in TOTMACHER 3 (Erscheinungstermin März 2015 im Verlag Kirchschlager).