Die Blutgräfin Elisabeth Báthory – Heroine des Grauens (Ungarn, 1614)

Die ungarische Gräfin Elisabeth Báthory (auf ungarisch Báthory Erzsébet), die man als „weiblichen Gilles“ bezeichnete, die man Hyäne von Csejte, Tigerin in Menschengestalt, la comtesse sanglante, the World Champion Lady Vampire of all Time oder Heroine des Grauens nannte, soll über 600 Jungfrauen und junge Mädchen wegen ihres Blutes, in welchem sie, um ihre Haut zu erneuern, zu baden pflegte, auf sadistische Weise gequält und umgebracht haben. Doch anders als bei der Beane-Family, wo die schriftlichen zeitgenössischen Quellen fehlen, können wir uns bei der Báthory auf sichere Dokumente stützen, die Michael Farin in seinem Buch Heroine des Grauens. Wirken und Leben der Elisabeth Báthory in Briefen, Zeugenaussagen und Phantasiespielen zusammengetragen und kommentiert hat.

Bathpry

Elisabeth Báthory wurde im Jahre 1560 geboren und entstammte einem schon vom 11. Jahrhundert an in Ungarn angesiedelten, hochadeligen Geschlecht. Einigen Familienmitgliedern, besonders in der Zeit des Abstiegs der Familie im 16. Jahrhundert, sagte man Trunkenheit, sexuelle Ausschweifungen, Mordlust, Tyrannismus und Sadismus nach, wobei die Neigungen und Degenerationen speziell bei Elisabeth Báthory wohl auch auf Eheschließungen der beiden unterschiedlichen Familienzweige zurückzuführen sind.
Über die Kindheit Elisabeths ist nicht viel bekannt. Als Fünfzehnjährige heiratete sie 1575 Ferenc (Franz) Nádasdy, von dem sie aber fast zehn Jahre nicht schwanger wurde. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen zwei als Kinder starben. Ihr Ehegemahl Franz, der schwarze Beg oder Türkenschlächter, wurde ein erfolgreicher Kriegsmann. Mit seinen Kriegstaten gegen die Türken erwarb er sich ewigen Ruhm. Dennoch mordete seine Frau schon während ihrer Ehe mit ihm und er wußte es, selbst wenn es den Anschein hat, daß sie ihre sadistischen Neigungen noch bremste bzw. diese noch nicht von der Darvolia entlockt wurden.
Am 25. Oktober 1603 griff Nádasdy noch einmal zu den Waffen, am 4. Januar 1604 starb er. Die Leichenrede bei der Bestattung in Lockenhaus (Österreich) hielt der bedeutende protestantische Kirchenmann und Gelehrte István Magyari. Er war der einzige, der Elisabeth Báthory schon früh für ihre Verbrechen zur Rechenschaft zog. Aufgrund zahlreicher Gerüchte über verschwundene Mädchen und adelige Töchter sah man sich von obrigkeitlicher Seite gezwungen, der Sache nachzugehen.
Im März 1610 wies der Palatin Georg Thurzó zwei Protonotare an, Erkundigungen über Elisabeth Báthory einzuholen. Ende Oktober lagen ihm 52 Zeugenaussagen vor, die von entsetzlichen Morden berichteten. Weitaus schlimmer aber war, daß Ehemann, Schwiegersohn und das Gesinde darum wußten. Entgegen dem gültigen Recht, wohl um der Familie die Schande zu ersparen, den Familienbesitz für die anderen Familienmitglieder zu retten und den Zusammenhalt der adligen Elite nicht zu gefährden, lud er die Báthory nicht vor das Tabulargericht nach Preßburg, was unzweifelhaft die Todesstrafe und die Einziehung der bedeutenden Ländereien und anderen Güter zur Folge gehabt hätte, nein, er zog zur Burg Csejte (Schachtize, südwestlich von Waagneustadtl bzw. Nové Mesto nad Váhom) und wollte der Sache selbst begegnen. Vielleicht bewogen ihn aber noch andere Gründe. Vielleicht tat er es aus alter Freundschaft zu Nádasdy, dem Türkenschlächter.

Bathburg
An dieser Stelle muß angemerkt werden, daß zu dieser Zeit die Verstümmelungs- und Prügelstrafen an Leibeigenen und Untergebenen an der Tagesordnung waren.
Bereits als junge Herrin fand sie eine Freude an menschlichem Leid und am Quälen ihrer Dienerschaft. Verrichtete eine Magd oder auch ein edles Fräulein nicht sofort die launischen Wünsche ihrer Herrin, wurde sie zu Tode gequält.
Nach dem Tod ihres Mannes Ferenc Nádasdy und der Verheiratung ihrer Kinder zog sich die Gräfin auf die Burg Csejte zurück. Von hier aus verwaltete sie nicht nur ihre weitläufigen Ländereien und Güter, hier konnte sie sich ihren sadistischen und mörderischen Neigungen in aller Abgeschiedenheit hingeben. Die Burg, auf einem Hügel gelegen, beherrschte die gleichnamige Stadt, in der noch ein Schloß stand, und zeichnete sich mehr durch ihre Schönheit als durch Wehrhaftigkeit aus. Besonders bemerkenswert waren die eingewölbten, teilweise in Stockwerken ausgeführten Weinkeller. Diese Burg wurde zum Synonym der grausigen Schlächtereien, wobei Elisabeth Báthory auch an anderen Orten quälte und mordete.
Im Laufe der Jahre nahm sie, angefangen mit Anna Darvolia, Ilona Jó, Dorottya Szentes, Katalin Beniczky und einen zwergwüchsigen Pagen namens János Ficzkó in ihre Dienste. Diese selbst mit sadistischen Neigungen behaftete Dienerschaft wurde zu ihrem willfährigen Werkzeug. Entweder sie quälte ihre Opfer mit ihren Dienerinnen gemeinsam oder aber diese leisteten anderweitige Dienste, wie z. B. das Heranschaffen neuer Opfer.
Ilona Jó, die man bezichtigte, Mädchen in Kisten verscharrt zu haben, legte über das Quälen der Leibeigenenmädchen folgendes Geständnis ab: Wo immer sie hinging, suchte sie sofort einen geeigneten Platz für das Quälen der Mädchen. In Wien haben Freunde Töpfe an die Fensterscheiben geworfen, als sie das große Wehgeschrei gehört haben. In Preßburg hat sie auch samt der Frau Dorkó die Mädchen geschlagen.
Auf längeren Reisen nahm sie Mädchen mit, um sie quälen zu können. Nach Zeugenaussagen geriet sie beim Anblick des Blutes selbst in höchste Verzückung und befahl, die Tortur noch weiter zu verstärken. Die Jó sagte darüber: Sie selbst, die Herrin, hat die Mädchen geschlagen und gequält.
Häufig wurden die Opfer bis zur Ohnmächtigkeit mit einem Stock geschlagen. Danach begoß man sie mit kaltem Wasser oder ließ sie in frostigem Wasser stehen. Ein Mädchen wurde im Winter in ein Eisloch gesteckt. Andere Mädchen stach sie mit Nadeln und Messern. Eine oft angewandte Quälerei bestand darin, daß sie die vom Peitschen und Schlagen aufgeschwollenen Hautpartien mit einer Schere aufschnitt oder mit heißen Eisen verbrannte.
Elisabeth Báthory stand zu ihren Mitschuldigen in einem engen Verhältnis. Besonders zu Frau Darvolia, die bereits als Amme in die Umgebung der Gräfin kam und diese in ihren Quälereien bestärkte.
Was Elisabeth Báthory ihrem Verhörprotokoll nach selbst dabei empfand, bleibt im Dunkeln, da das Protokoll nach Aushändigung an ihren Sohn verloren gegangen ist. Der Volksglauben ließ sie im Blut der Mädchen baden, obwohl dies überhaupt nicht verbürgt ist.
Schließlich machte der Palatin Graf Georg Thurzó am Abend des 29. Dezember 1610 dem höllischen Treiben ein Ende.
Zwischen 1610 und 1612 wurden über 250 Zeugen befragt. Lassen wir einige zu Wort kommen. Am 27. Oktober 1610, also schon vor der Gefangennahme, belastete Benedictus Bicsérdy, Kastellan der Burg Sárvár, Elisabeth Báthory schwer. Er sagte, daß man während seiner Zeit als Burgvogt dort 175 Mädchen und Weibsbilder tot herausgetragen hätte.
Doch den Grausamkeiten der Elisabeth Báthory wurde nicht gleich ein Ende bereitet. Erst fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes begann der Palatin Thurzó mit den Untersuchungen.
Aber erst am 7. Dezember 1611 verurteilte der Palatin nach Verschleppung des Verfahrens gemeinsam mit vierzehn weiteren Richtern Elisabeth Báthory zu lebenslanger Gefangenschaft. Die mitschuldigen Frauen wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Vorher zwickte man ihnen die vorderen Glieder ihrer Finger, mit denen sie Christenblut vergossen hatten, ab. Der Zwerg Ficzkó wurde enthauptet. Die Darvolia, bereits erblindet wegen Lues, entkam durch einen frühen Tod ihrer gerechten Strafe. Zwar protestierte die uneinsichtige Báthory gegen ihr Urteil, dennoch verließ sie Burg Csejte niemals wieder.
Elisabeth Báthory starb am 21. August 1614 um zwei Uhr nach Mitternacht im Alter von 54 Jahren. Einige meinen an Gift, andere an Hunger. Am 25. November wurde sie in der Kirche von Csejte begraben. Über die wahre Zahl ihrer Opfer werfen die Quellen dunkle Schatten. Das Mädchen Susanna bekannte unter Eid, gehört zu haben, daß Jakob Szilvásy in einem Kasten der gefangenen Frau das Verzeichniß der umgebrachten Mädchen vorgefunden habe, deren Anzahl sich auf sechshundert und fünfzig erstreckte, welche Anzahl die Wittfrau Nádasdy mit eigener Hand unterzeichnet hat.

Der vollständige urheberrechtlich geschützte Text ist abgedruckt in „Historische Serienmörder I“.