Gerd Frank: Dean Corll (1970–1973) – The candy man

Dean Corll war homosexuell und konnte es nicht lassen, sich an jungen Männern zu vergreifen und sie zu Sexorgien zu zwingen. Das schrecklichste Verbrechen, das er in Houston begangen hatte, wurde im August 1973 bekannt – zu einem Zeitpunkt, als Corll von Elmer Wayne Henley, einem seiner Mordkomplizen, ermordet wurde.

Dean_Corll


Der 16jährige Henley erklärte der Polizei, daß er Dean Corll am Morgen des 9. August 1973 – während eines „Festes“ in dessen Haus in Pasadena – getötet habe. Er sei ihm zuvorgekommen, sagte er, denn Corll habe sowohl ihn als auch ein 15jähriges Mädchen und dessen Freund umbringen wollen. Das „Fest“, zu dem er geladen hatte, war in Wirklichkeit eine Orgie gewesen.
Nach mehreren quälenden Verhören sagte Henley aus, daß er von drei verschiedenen Orten wisse, an denen Corll seine Opfer verscharrt hatte. Bei den Toten habe es sich ausnahmslos um heranwachsende junge Männer gehandelt, die vor ihrem Tode grauenhaft gefoltert worden waren.
Im Verlauf des Monats August fand die Polizei nicht weniger als 27 Leichen, die in einer Tiefe von etwa einem Meter bestattet worden waren. Der Täter hatte sie zerstückelt, in Plastiksäcken verstaut und anschließend die Grube mit Kalk aufgefüllt, um einerseits die Zersetzung zu erleichtern, andererseits aber das Entstehen übler Gerüche zu verhindern. (…) Bald erfuhr man, daß es noch einen dritten Mittäter gegeben hatte: den 18jährigen David Owne Brooks. Brooks gestand die Beteiligung an den Morden sofort nach seiner Festnahme. Er kannte Corll seit drei, Henley etwa seit zwei Jahren. Beide erklärten, daß sie Corll die Jungen gegen eine Vermittlungsgebühr von zehn Dollar pro Person beschafft hatten. Sie hätten den Opfern sagen müssen, sie seien zu einer Party eingeladen, auf der es großartiges Essen, Marihuana und Pornofilme gäbe.
Wenn die Jungen dann in Corlls Haus waren, begannen die widerlichen sexuellen Orgien, in deren Verlauf Corll seine Opfer nackt an Türfüllungen fesselte, die speziell für Folterzwecke hergerichtet worden waren. Gewöhnlich beendete der „Gastgeber“ das Gelage, indem er die Jungen erwürgte oder erschoß. Brooks erklärte, daß für diese sadistischen und perversen Ausschweifungen insgesamt fünf verschiedene Appartements zur Verfügung gestanden hatten. Es sieht so aus, als wollten Henley und Brooks bereits nach Corlls erstem Verbrechen aussteigen, doch drohte ihnen der Mörder mit einer Anzeige wegen Mittäterschaft, woraufhin das Trio zusammenblieb. (…)
Ob Corll außer diesen 27 Unglücklichen auch noch andere Menschen auf dem Gewissen hatte, ließ sich nicht mehr klären: Der Serienmörder hat dieses Geheimnis mit ins Grab genommen. Elmer Henley und David Brooks leugneten ihre Beteiligung an den schrecklichen Morden nicht, behaupteten aber, entweder unter dem Einfluß von Drogen und Alkohol gestanden oder aber aus Angst vor Corlls Drohungen gehandelt zu haben.
Beide wurden 1974 verurteilt: Brooks wegen eines Mordes zu lebenslanger Haft, Henley wegen sechsfachen Mordes zu sechsmal 99 Jahren Haft. Bisher wurden Anträge auf vorzeitige Entlassung abgelehnt. Leseprobe aus Totmacher 5.