Gerd Frank: Thomas Rung – ein deutscher Serienmörder

Der am 3. Januar 1961 geborene Thomas Rung gilt als gefährlichster deutscher Serienmörder seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Er hat zwischen 1983 und 1995 insgesamt sechs Frauen und einen Mann ermordet, darüber hinaus mehrere Vergewaltigungen begangen.
Rung wurde als eines von sieben Kindern geboren; zu Hause ging es gewalttätig und sehr streng zu. Die Mutter verließ die Familie, als er zwei Jahre alt war. Der Junge besuchte eine Sonderschule und fiel schon damals durch Einbrüche und Gewalttätigkeiten auf. Vor seiner Festnahme im Jahr 1995 hatte er schon mehrmals Haftstrafen verbüßt.
Im November 1983 begann die schreckliche Mordserie. Damals überfiel er seine 77jährige Vermieterin Melanie Scharnow in deren Wohnung und beraubte sie um 80 DM. Für dieses Verbrechen wurde Michael Mager, ein anderer Verdächtiger, irrtümlich verurteilt und sechs Jahre lang unschuldig inhaftiert. Am 24. November 1983 war es die 22jährige Pfarrerstochter Susanne Matthes, die er auf einem Spielplatz in Berlin-Neukölln vergewaltigte und so lange mißhandelte, bis sie starb; in der Nacht zum 1. Dezember 1983 überfiel er die verwirrte und hilflose 85jährige Frieda Krämer, raubte sie aus und ließ sie auf einem Lagerplatz einfach zwischen Bretterhaufen liegen, wo sie erfror. Am 24. Dezember, am Heiligabend, vergewaltigte, würgte und ertränkte er am Neuköllner Schifffahrtskanal die 62jährige Putzfrau Josefine Grosser; zwei Stunden danach beging er einen weiteren Mordversuch, der jedoch scheiterte, weil das Opfer lautstark um Hilfe schrie. Wegen mehrerer Vergewaltigungen in der Folgezeit wurde Rung 1985 zu vier Jahren Haft verurteilt; nach der Entlassung überfiel er erneut eine Frau, um sie zu vergewaltigen. Das Verbrechen konnte jedoch vereitelt werden, weil die Polizei rechtzeitig am Tatort erschien. So erfolgte lediglich eine Verurteilung wegen „schwerer Körperverletzung“ zu einem weiteren Jahr Freiheitsstrafe, von dem er acht Monate absaß. Im August 1990 wurde er wieder freigelassen und die Mordserie wurde fortgesetzt,.
Am 16. Oktober 1990 vergewaltigte er die 59jährige Hella Klinner in einem Abrißhaus in Berlin-Mitte und ertränkte sie anschließend in ihrer Badewanne. In den nächsten Jahren lebte Rung „friedlich“ mit einer Frau zusammen und wurde Vater eines Sohnes; dann wurde er wieder rückfällig. Am 25. Februar 1995 würgte er in Hellersdorf Eckhard Trutti, den 53jährigen Sohn seiner Stiefmutter, bis zur Bewußtlosigkeit und ertränkte ihn gleichfalls in der Badewanne. Nur drei Tage später vergewaltigte er die 34jährige Gabriela Proppe, eine Freundin seiner Lebensgefährtin, erwürgte sie und zündete deren Wohnung an, um alle etwaigen Spuren zu vertuschen.
Aufgrund der unterschiedlichen Todesarten und Vorgehensweisen vermutete die Polizei lange Zeit keinen Zusammenhang zwischen den einzelnen Verbrechen. Aber im Jahr 1995 konnte Thomas Rung als Verdächtiger endlich festgenommen und vor Gericht gestellt werden. Das Landgericht Berlin stufte ihn als voll zurechnungsfähig ein und verurteilte ihn 1996 zu zweimal lebenslanger Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung und inhaftierte ihn in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel. Dort mißhandelte er 2001 einen Mithäftling und wurde deshalb zu zusätzlichen zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Weil er zwei Jahre danach erneut einen Mithäftling – diesmal sogar lebensgefährlich – verletzt hatte, verhängte das Landgericht Berlin im Jahr 2004 weitere zehn Jahre Haft und eine zweite Sicherungsverwahrung wegen versuchten Totschlags. Rung wurde nun in Berlin-Moabit inhaftiert, weil Tegel sich weigerte, ihn noch einmal aufzunehmen. Derzeit sitzt Rung in der Justizvollzugsanstalt Celle ein.