Gerd Frank: DER HAIFA-KILLER – Der Fall Nicolai Bonner (2005)

Nicolai Bonner ist vermutlich der einzige Serienmörder, den die Kriminalgeschichte Israels verzeichnet. Er hat im Jahr 2005 unter schwerem Einfluß von Alkohol (es handelte sich um Wodka) vier Zuwanderer aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion ermordet, von denen drei zu den Ärmsten der Armen gehörten: Sie waren obdachlos. Die Opfer wurde alle erschlagen und grausam zugerichtet. Anschließend wurden sie verbrannt, vermutlich, um alle möglichen Beweise zu vernichten.

Gefunden hat man die Leichen in einem Industriegebiet von Haifa, der drittgrößten Stadt Israels, die über einen bedeutenden Hafen verfügt und Zentrum der Schwerindustrie ist. Die Opfer waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt – für die Polizei schwer, sie zu identifizieren. (…)

Bonner wurde 1972 in Moldawien geboren und war im Jahr 2000 mit seiner jüdischen Frau nach Israel ausgewandert. Die Frau war jedoch bereits drei Jahre später an Tuberkulose gestorben – für Bonner wohl eine enorme seelische Belastung. (…)

Die Mordserie begann am 9. Februar des Jahres 2005 mit Arkia Wohlmann, einer 54jährigen Frau, die tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden war. Bonner hatte sie dort leidenschaftlich bedrängt und, als sie seine Annäherungen abgewehrt hatte, kurzerhand umgebracht. Er habe zwar auf sie eingeschlagen, sie jedoch nicht töten wollen, sagte er später aus. (…)

Nir Meriesh, der Polizeichef von Haifa, leitete die Ermittlungen, die sich sehr schnell auf den zugewanderten Moldawier konzentrierten. (…) Bonner gestand die Morde nach nur wenigen Verhören. Er appellierte auf eine milde Strafe, denn er sei bei diesen Taten unzurechnungsfähig gewesen. „Ich war extrem stark betrunken und es tut mir leid, was ich getan habe“, beteuerte er mehrfach. (…)

Das Bezirksgericht Haifa verurteilte Bonner am 6. Mai 2007 – unter Einbeziehung dieser Situation und entsprechender psychologischer Gutachten – zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe, vermehrt um 17 weitere Jahre, die sich wie folgt zusammensetzten: fünf Jahre Gefängnis für einen versuchten Mord an einem gewissen Sergej Blobstein, neun Jahre wegen schwerer Vergewaltigung und drei Jahre für andere Delikte einschließlich schwerer Körperverletzung. Zudem verdächtigte man Bonner auch des brutalen Mordes an dem Russen Sergej Dworkin, dessen verkohlte Leiche im Jahr 2004 an einem Busbahnhof Tel Avivs gefunden worden war. Doch ein Nachweis für diese Tat konnte nicht erbracht werden.

Bonner akzeptierte das Urteil, ohne dagegen Rechtsmittel einzulegen.